Álvaro Rodriguez Badel »A Breath At The Edge of Future« | Vernissage

Einladung zur Eröffnung der Ausstellung am Donnerstag, 14. Juli ab 18 Uhr

„Die schwarzen Zonen in meiner Arbeit sind die Bereiche der Bilder, die von der KI nicht verstanden wurden, zu ihnen liegen keine Daten vor. Ich verstehe dies als Metapher, wie nämlich unser Bewusstsein und die Kenntnis von unserer Umgebung und der Welt funktioniert. Selbst wenn wir ein noch so gestochen scharfes, hochauflösendes Bild haben (oder erzeugen wollen), so fehlt uns immer ein Teil der Informationen, uns fehlen immer weitere Daten, und unsere Wahrnehmung der Realität ist darum auch immer voller schwarzer Zonen.“

Álvaro Rodriguez Badel

„Seit Menschengedenken neigen wir dazu, unser eigenes Bild von Sachverhalten zu kreieren, das aus Annahmen, Beobachtungen und Schlussfolgerungen besteht. Diese können beliebig unvollständig oder fehlerbehaftet sein, werden jedoch in der Regel zu einer in sich konsistenten und selbstbewussten Theorie zusammengeführt. Die dritte Welle von KI-Systemen wird selbständig erkennen, wenn sie nichts wissen, und somit falschen Entscheidungen entgegenwirken, sich anpassen und weiterentwickeln. Ziel einer neuen Generation von künstlicher Intelligenz sollte also sein, die blinden Flecke menschlicher Intelligenz auszuleuchten und als Partner der Menschen zu fungieren. Dies kann uns auch dabei helfen, Natur umfassender zu verstehen, um mehr im Einklang mit ihr zu leben.“

Dr. Wolfgang Stille,
CTO hessian.AI

Artist-in-Science-Residence

Zur Eröffnung der Ausstellung des Stipendiaten Álvaro Rodrigues Badel laden wir Sie herzlich in das Atelierhaus LEW1 auf der Rosenhöhe ein!

In Zusammenarbeit mit dem Hessischen Zentrum für künstliche Intelligenz (hessian.AI) setzt sich Álvaro Rodriguez Badel mit Bildmaterial auseinander, das er in den letzten Jahren im kolumbianischen Amazonasgebiet angefertigt hat. Aus unzähligen Fotos der Flora und der Topografie des Regenwaldes, die nach fotogrammetrischen Gesichtspunkten angefertigt wurden, entwickelt er mit Hilfe von KI-Software 3D-Modelle, von denen er Ausschnitte als großformatige Farbdrucke, Videos, Virtual Reality-Szenen oder 3D-Drucke präsentiert.

Unmittelbar vor seiner Residence in Darmstadt reiste Álvaro in den Chiribiquete Nationalpark in Kolumbien und fotografierte dort die zum Teil über 15.000 Jahre alten Felsmalereien, die Teil des dortigen UNESCO-Weltkultur- und Weltnaturerbes sind.

Auf Basis seiner Fotografien und Videoaufnahmen untersucht Alvaro neue Möglichkeiten der Rezeption und Interpretation dieses Ökosystems:

Er erzeugt 3D-Darstellungen des Amazonas sowie traumähnliche Bilder, indem er tiefe neuronale Netze für deren Generierung einsetzt. 

Mit Hilfe der Forschenden von hessian.Ai nutzt und verbessert Alvaro die neuronalen Netzwerke. Er versteht sie als ein Werkzeug zur Erweiterung von Kreativität und Bewusstsein, fokussiert dabei auf den Dialog zwischen indigener Kosmovision und Technologie. Die

 entstehenden Kunstwerke sind Proposition für eine neue Art der Naturwahrnehmung durch digitale Technologien. Ein neuer Raum wird angeboten, in dem wir unser Verständnis für die Beziehung zwischen digitaler und physischer Welt spielerisch auf die Probe stellen können.

Während seiner Residence im LEW1 beschäftigte sich Álvaro vor allem mit den Fragen, wie das Wissen einer KI in die künstlerischen Schaffungsprozesse einfließt und sichtbar wird, welche kulturelle Prägung KI-Modelle haben, woher sie stammen und welche Konsequenzen sie für eine KI-basierte Interpretation der Welt und der menschlichen Kultur haben. Álvaro versucht außerdem, offensichtliche Fehlinterpretation zu korrigieren – eine wichtige Aufgabe des “human in the loop”.

Álvaro Rodriguez Badel »A Breath At The Edge Of Future«

Eröffnung am Donnerstag, 14. Juli, 18 – 20 Uhr und 22 – 24 Uhr
im Atelierhaus LEW1, Ludwig-Engel-Weg 1, Darmstadt
sowie von 19.30 – 22.00 Uhr am Osthang, Mathildenhöhe.

Die Ausstellung im LEW1 ist vom 15. bis 18. Juli jeweils 11 bis 17 Uhr geöffnet.

The forest from the Yavarì river
©  Álvaro Rodriguez Badel

„Kunst kann unsere Beziehung zur Umwelt verändern, indem sie eine neue Perspektive auf die Welt um uns herum eröffnet. Sie kann uns die Schönheit der Natur vor Augen führen und uns zeigen, wie wichtig es ist, sich um unseren Planeten zu kümmern. Aber sie kann definitiv auch weitreichende Fragen und Bedenken aufwerfen. Meine Arbeit schlägt einen kontemplativen Weg vor, in dem neue Technologien und die Natur in Beziehung gesetzt werden und gleichzeitig versucht wird, den Prozess der bloßen menschlichen Wahrnehmung einzusetzen und zu erforschen.“

Álvaro Rodriguez Badel

„Generative KI-Modelle können heutzutage Texte, Bilder oder Klänge erzeugen, die analog zur Kunst bisher in dieser Form nicht auf diesem Planeten existierten. Die Rezeption dieser Inhalte hat Einfluß auf unsere Wahrnehmung und das menschliche Bewusstsein. Eine spannende Forschungsfrage ist, inwieweit wir diesen Mechanismus proaktiv nutzen können, um z.B. ein umfassenderes Verständnis jahrmillionen alter Ökosysteme zu erlangen, die unsere Lebensgrundlage bilden.“

Dr. Wolfgang Stille,
CTO hessian.AI