Der Fachkräftemangel, die steigende Informationsflut durch die Digitalisierung und die neuen Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger machen es notwendig, dass sich der Staat mit den Potentialen von KI auseinandersetzt. Vordergründig bringt die öffentliche Verwaltung besonders gute Voraussetzungen für den Einsatz von KI mit: Viele Verwaltungsprozesse sind hochstrukturiert, die Ausführungsschritte meist eindeutig geregelt. Nicht zuletzt verfügt der öffentliche Sektor über eine große Menge an Daten. In diesem Blogbeitrag wird gezeigt, wo die öffentliche Verwaltung KI bereits einsetzt, welche Rolle Start-ups dabei spielen und wo die Herausforderungen liegen.

KI use cases in der Verwaltung

Die Anwendung von KI im öffentlichen Sektor geht heutzutage über Erprobungsversuche und Pilotprojekte hinaus. Unterschiedlichste Bereiche der Verwaltung nutzen KI bereits im operativen Betrieb. Systeme auf Basis von Maschinellem Lernen unterstützen bei der Überprüfung von Dokumenten, wie etwa Studienbescheinigungen, die für die Beantragung von Kindergeld notwendig sein können. Beim Zoll wird mit Hilfe von Bilderkennung versucht, Produktfälschungen zu erkennen. In der Behörden-internen IT-Infrastruktur wird KI genutzt, um die Überlastung von Serverlandschaften vorherzusagen oder Anomalien in Datenströmen zu erkennen. KI-Systeme durchdringen aber auch zunehmend das ‚Front-Office‘ der Verwaltung, wo Staat und Bürgerinnen und Bürger direkt aufeinandertreffen. Im internationalen Kontext wird KI zum Beispiel vereinzelt genutzt, um die Beratung von Arbeitslosen zu verbessern. Darüber hinaus gibt es viele weitere Anwendungen von KI im öffentlichen Sektor, alleine die EU sammelte bis Ende 2021 über 680 use cases in ihren Mitgliedstaaten.

Startups helfen, die Potentiale von KI in der Verwaltung zu heben

KI kann eingesetzt werden, um Prozesse zu automatisieren und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei repetitiven Aufgaben zu entlasten. Ein Beispiel für eine sich wiederholende Tätigkeit ist die Bearbeitung von Wohngeldanträgen in Kommunen. Dabei unterstützen kann eine kognitive KI-Anwendung eines Unternehmens aus Darmstadt, die es Verwaltungsmitarbeitenden auch ohne Programmierkenntnissen ermöglicht, bestimmte Prozessschritte selbstständig zu automatisieren. In der Verwaltung wird aber auch jeden Tag eine Vielzahl komplexer Entscheidungen getroffen. Zum Beispiel in der gesetzlichen Unfallversicherung: Bei jedem einzelnen Arbeits- oder Wegeunfall muss der zuständige Unfallversicherungsträger prüfen, ob es sich lohnt, einen schadensersatzpflichten Dritten in Regress zu nehmen. In Zusammenarbeit mit einem Data Scientist Startup wurde ein KI-basiertes System entwickelt, das Fälle mit einer hohen Wahrscheinlichkeit für ein erfolgreiches Regressverfahren identifiziert.

Mit generativer KI findet auch die neueste Entwicklung im Bereich Künstliche Intelligenz Einzug in die öffentliche Verwaltung. In der Baden-Württembergischen Landesverwaltung wird bereits intern ein Chatbot genutzt, der auf Grundlage eines KI-basierten Sprachmodells die Mitarbeitenden bei der Textarbeit unterstützt. Für die Entwicklung gemeinwohlorientierter KI-Anwendungen gibt es unterschiedliche staatliche Fördermaßnahmen.

Besondere Rahmenbedingungen für den KI-Einsatz

Künstliche Intelligenz bietet viele Vorteile für die Verwaltung. Profitieren können zum einen wiederkehrende Tätigkeiten, die mit Hilfe von KI effizienter abgearbeitet werden können. Zum anderen werden komplexe Entscheidungsvorgänge mit KI auf eine breitere empirische Grundlage gestellt. Positive Effekte erwartet man sowohl für Verwaltungsmitarbeitende, die entlastet werden, als auch für Bürgerinnen und Bürger, die von besseren staatlichen Dienstleistungen profitieren. Daher setzt die Verwaltung in ausgewählten Prozessen KI bereits ein. Bei der Erfüllung seiner vielfältigen Aufgaben unterliegt der öffentliche Sektor aber besonderen Rahmenbedingungen. Hohe Anforderungen an Sicherheit und Datenschutz sind Gründe, weshalb es voraussichtlich noch dauern wird, bis die Potentiale von KI in der Breite der Verwaltung ankommen. Rechtssicherheit wird in diesem Zusammenhang der AI Act der Europäischen Kommission bringen, auf dessen Umsetzung in nationales Recht in den kommenden Jahre viele gespannt schauen.

Mareike Sirman-Winkler ist Politikwissenschaftlerin und forscht am Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft zu Künstlicher Intelligenz in der öffentlichen Verwaltung. Ihre Schwerpunkte liegen auf den normativen Konflikten, organisatorischen Herausforderungen und verhaltensbezogenen Konsequenzen von KI-basierten Innovationen in der Sozialverwaltung. Sie promoviert am sozialwissenschaftlichen Institut der Universität Oldenburg. Davor war sie Referentin in einem Bundesministerium. Der Blog-Beitrag gibt ihre persönliche Meinung wieder.

Am 1. September 2023 haben wir im Woogs-Cafe in Darmstadt bei einer schönen Abendstimmung erfolgreich unseren ersten MedAI Roundtable veranstaltet.

Unser Ziel: MedAI-Startups zusammenzubringen, um gemeinsame Bedürfnisse zu identifizieren und Innovationen zu fördern. Ohne formelle Tagesordnung stellten sich die Startups vor, teilten ihre Schwerpunkte mit und hoben ihre Interessensgebiete hervor.

Der Abend war geprägt von angeregten Diskussionen unter den Startup-Gästen. Köstliche Speisen, Getränke sowie das Ambiente führten zu inspirierenden Kontakten und einem regen Austausch.

Wir freuen uns, berichten zu können, dass zahlreiche Kontakte geknüpft wurden, und Gespräche über mögliche Kooperationen sind bereits im Gange. Tatsächlich haben die zwei Gruppen bereits mit der Arbeit an einem gemeinsamen Projekt begonnen und freuen sich darauf, in den nächsten Tagen in die Details einzusteigen!

Vielen Dank an die 22 Teilnehmer aus 10 Startups und 2 Unternehmen: Multilingo Medical AI, MySympto, Deep LS, PreScriptAI, EinMind, mediEM, KardioIQ, ViSPA, Green Convenience, UnderstandUrself, Eloquest, und Innoplexus. Euer Enthusiasmus war im wahrsten Sinne des Wortes inspirierend.

Ein besonderer Dank geht an unseren AI-Startup-Coach Phillip Travers für die Konzeption und Organisation der Veranstaltung!

Bleibt dran, um keine weiteren MedAI-Innovations- und Kooperations-Updates zu verpassen!

Wir wünschen Euch und Ihnen einen entspannten Sommer 🌞🦦 und freuen uns auf ein Wiedersehen im September.