
Frauen in der Wissenschaft zeigen
Bilder aus der Ausstellung „Versäumte Bilder“ machen vergangene Errungenschaften sichtbar und fördern zukünftiges Potenzial
Als symbolischen Schritt zur Sichtbarmachung von Frauen in MINT-Fächern nimmt hessian.AI, das Hessische Zentrum für Künstliche Intelligenz, dankbar die für die Ausstellung „Versäumte Bilder“ entstandenen Porträts historischer Forschungspersönlichkeiten entgegen. Diese Ausstellung, ursprünglich von Gesine Born in Zusammenarbeit mit der Schader-Stiftung kuratiert, würdigt insgesamt 17 herausragende Wissenschaftlerinnen, deren visuelle Anerkennung lange Zeit vernachlässigt wurde. Sechs davon hängen nun bei hessian.AI.
In einer Zeit, in der Frauen weltweit nur einen geringen Prozentsatz der MINT-Arbeitskräfte und der KI-Fachkräfte ausmachen und auch in der Forschung noch immer unterrepräsentiert sind, setzt diese Initiative ein starkes Zeichen für die Bedeutung von Repräsentation und Anerkennung. Die Ausstellung, die 2024 in der Schader-Stiftung zu sehen war, setzt ihre Mission nun bei hessian.AI fort und dient als Leuchtturm für Diversität und Inklusion in den Bereichen Wissenschaft und Technologie.
„Diese Porträts sind mehr als nur Bilder; sie sind ein herausforderndes Zeugnis für die gleichzeitig unterschätzten und unschätzbaren Beiträge von Frauen in der Wissenschaft im Laufe der Geschichte“, erklärt Alexander Gemeinhardt, Vorstand der Schader-Stiftung. „Indem wir diese KI-generierten Porträts prominent in unseren Räumlichkeiten präsentieren, ehren wir nicht nur vergangene Leistungen, sondern inspirieren auch zukünftige Generationen von Frauen, Karrieren in MINT-Fächern und KI anzustreben, wenn sie durch unsere Flure gehen“, ergänzt Elena Stahl, Kommunikationsverantwortliche von hessian.AI.
Was sind das für Frauen?
Die Ausstellung zeigt Persönlichkeiten wie Lise Meitner, deren bahnbrechende Arbeit zur Kernspaltung lange Zeit übersehen wurde, und Agnes Pockels, die sich (als Hausfrau!) privat mit Fragen der Oberflächenspannung und Benetzungsphänomenen befasste. Sie führte als Autodidaktin über zehn Jahre ohne den Austausch mit anderen Wissenschaftler:innen zuhause Messreihen durch, indem sie Beobachtungen während des Geschirrspülens machte. Später erfand sie mit einfachen Mitteln eine Messvorrichtung zur Bestimmung der Oberflächenspannung, die Schieberinne. Pockels hätte gerne Physik studiert, war aber als Frau nicht für das Studium zugelassen. Als der Zugang auch für Frauen möglich gemacht wurde, verzichtete sie auf Wunsch ihres Vaters darauf und übernahm die Haushaltsführung. Diese mittels KI-Technologie erstellten Porträts bieten eine einzigartige Möglichkeit, Frauen visuell zu ehren, deren fotografische Darstellung zu Lebzeiten oft begrenzt oder nicht existent war.
Neben Meitner und Pockels sind weitere brillante Köpfe zu sehen: die Astrophysikerin Cecilia Payne-Gaposchkin, die Darmstädter Kunsthistorikerin Gisela Bergsträsser, die Schriftstellerin und Biologin Rachel Carson sowie Genetikerin Elisabeth Schiemann.
Wie entstehen solche Bilder?
„Für die Schader-Stiftung war die Kooperation mit dem Bilderinstitut von Gesine Born von Beginn an ein synergetischer Prozess“, erinnert sich Alexander Gemeinhardt an die Anfänge der Ausstellung. Im Dialog wuchs die Idee zum Ausstellungskonzept, auf den Open Call konnten regionale Institutionen Vorschläge für ihre eigenen „Versäumten Bilder“ einreichen. Die wissenschaftlichen und kulturellen Institutionen in der Wissenschaftsstadt Darmstadt, deren Leitungen zweimal jährlich durch die Schader-Stiftung beim „Runden Tisch Wissenschaftsstadt“ eingeladen und moderiert werden, waren Resonanzraum und Ideengeber:innen in diesem Prozess. Gesine Born generierte im Austausch mit Verwandten und ehemaligen Studierenden der vorgeschlagenen Frauen, aber auch mit Zeitzeug:innen und Historiker:innen würdevolle Bilder, die schließlich ab der Vernissage im März 2024 in der Ausstellung zu sehen waren, „und damit allen Besucher:innen der Stiftung wortwörtlich im Weg standen“, so die Co-Kuratorin der Ausstellung seitens der Stiftung, Stella Lorenz.
Welche Bemühungen braucht es für die Zukunft?
Diese Ausstellung steht im Einklang mit hessian.AIs Engagement zur Förderung von Diversität in der KI-Entwicklung und -Forschung. Durch die Präsentation dieser Porträts hebt das Zentrum nicht nur hervor, welche Rolle die historischen Beiträge von Frauen in der Wissenschaft spielen, sondern adressiert auch aktuelle Herausforderungen in der KI, wie geschlechtsspezifische Voreingenommenheit in Algorithmen und die Notwendigkeit vielfältiger Perspektiven in der Technologieentwicklung.
„Eine KI sollte frei von Vorurteilen sein, auch in Bezug auf Geschlecht.“, so Prof. Christin Seifert, Koordinatorin für Diversität und Nachwuchs bei hessian.AI. „Diese Ausstellung erinnert uns an die brillanten Köpfe, die wir übersehen würden, wenn wir Diversität und Inklusion nicht aktiv leben würden.“
Die langfristige Wirkung dieser Initiative geht über die Mauern der Institutionen, die diese präsentieren, hinaus. Indem Die Schader-Stiftung mit ihrer Ausstellung „Versäumte Bilder“ Frauen in der Wissenschaft sichtbar macht, fordert sie Stereotypen heraus, bietet Vorbilder für junge Mädchen und trägt dazu bei, die Geschlechterkluft v.a. in MINT-Fächern zu schließen
Während KI weiterhin unsere Welt gestaltet, spielen Initiativen wie diese Ausstellung eine wichtige Rolle dabei, sicherzustellen, dass die Technologie von morgen mit vielfältigen Perspektiven entwickelt wird und Innovation sowie gerechten Fortschritt für alle fördert.
Die Installation ist Teil einer breiteren Initiative, diese Porträts an verschiedene Institutionen zu verteilen, um langfristige Sichtbarkeit und Anerkennung zu gewährleisten. Zu den weiteren Empfängerinnen gehören die Europäische Weltraumorganisation (ESA), die Akademie für Tonkunst, die TU Darmstadt, das Max Planck Institute for Brain Research in Frankfurt und die Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
Weitere Informationen zum Projekt gibt es auf www.schader-stiftung.de/versaeumtebilder.



v.l.n.r. Stella Lorenz, Susann Weisheit, Michael Marquardt, Elena Stahl, Alexander Gemeinhardt, Anna Laura Raschke, Christin Seifert
Über hessian.AI – Hessisches Zentrum für Künstliche Intelligenz
hessian.AI, das Hessische Zentrum für Künstliche Intelligenz, betreibt mit seinen mittlerweile über 60 Forschungsmitgliedern exzellente KI-Grundlagenforschung, stellt leistungsstarke KI-Recheninfrastrukturen und zugehörige Services bereit und fördert mit Programmen wie AI Startup Rising Gründungen und Innovation. Durch den gezielten Transfer von Wissen und Technologien, der Unterstützung der Initiative KI macht Schule und Maßnahmen, die sich auf Gleichberechtigung, Diversität und Inklusion fokussieren oder durch Europaprojekte wie EDITH, stärkt hessian.AI das KI-Ökosystem in Hessen, Deutschland und Europa.
hessian.AI leistet einen wichtigen Beitrag zur digitalen Souveränität und zu einer verantwortungsvollen KI-Entwicklung, die Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft gleichermaßen voranbringt.
Über die Schader-Stiftung
Die Schader-Stiftung wurde 1998 von Alois M. Schader gegründet und ist eine gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts mit Sitz in Darmstadt.
Sie finanziert ihre Projekttätigkeit aus den Erträgen des von Alois M. Schader gestifteten Privatvermögens. Zweck der Stiftung ist die Förderung der Gesellschaftswissenschaften durch die Kommunikation und Kooperation zwischen den Gesellschaftswissenschaften und der Praxis sowie der Praxisorientierung in den Gesellschaftswissenschaften.
Mehr über die Schader-Stiftung erfahren Sie unter www.schader-stiftung.de.
Fotos: Yasemin Sevincli