How motor intelligence could take AI to a new level
About Prof Dr Jan Peters
Prof. Dr. Jan Peters ist einer der Pioniere der KI- und Robotikforschung in Deutschland. Er ist ordentlicher Professor (W3) für Intelligente Autonome Systeme am Fachbereich Informatik der Technischen Universität Darmstadt und gleichzeitig Leiter des Forschungsbereichs System AI for Robot Learning (SAIROL) am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI). Er ist Gründungsmitglied von hessian.AI.
KI-Pionier an der TU Darmstadt
Obwohl viele Universitäten mit Angeboten lockten, ist Peters der TU Darmstadt treu geblieben. Für ihn zählen die kurzen Dienstwege, die flachen Hierarchien und der gute Zusammenhalt. Dieses Umfeld schätzt Peters mehr als mögliche Vorteile an noch größeren Universitäten, erzählt er mir im Gespräch.
So konnte in Darmstadt Schritt für Schritt ein eng vernetztes KI-Ökosystem entstehen. Peters hat die KI-Allianz hessian.AI von Anfang an mit aufgebaut und die Zusammenarbeit mit der TU vorangetrieben. Er ist überzeugt, dass diese enge Vernetzung langfristig große Vorteile bringt, etwa durch gemeinsame Forschungsprojekte und einen starken KI-Masterstudiengang.
Warum echte KI körperlich sein muss
Peters selbst forscht vor allem an Embodied AI, also KI mit Körper. Für ihn sind Computer letztlich nur „amputierte Roboter“. Eine echte künstliche Intelligenz müsse unbedingt einen Körper haben und mit ihrer Umwelt interagieren können.
Vieles, was heute als KI bezeichnet werde, basiere vor allem auf riesigen Datensätzen, die die Systeme passiv aufnehmen, so Peters. ChatGPT etwa könne gespeichertes Wissen neu kombinieren, aber kaum wirklich Neues schaffen. Sobald es um aktives Handeln in der realen Welt geht, stoßen heutige KI-Systeme schnell an ihre Grenzen, so der Forscher.
Motorintelligenz als Königsdisziplin
Echte Intelligenz zeichnet sich laut Peters dadurch aus, dass sie aus wenigen Beispielen lernt, dieses Wissen ein Leben lang behält und anpassen kann und dabei ständig dazulernt. Damit unterscheidet sich seine Forschung grundlegend vom Großteil der KI-Forschung, die auf die Optimierung einzelner Anwendungen mit großen Datenmengen setzt.
Als „Königsdisziplin“ der KI sieht Peters die motorische Intelligenz, also die Fähigkeit, komplexe Bewegungen zu generieren und auszuführen. Je weniger Regeln vorgegeben sind und je mehr aktives Handeln gefragt ist, desto schwieriger sei es, KI-Systeme zu entwickeln. Schach, Go, Computer Vision oder Natural Language Processing hätten in den letzten 20 Jahren enorme Fortschritte gemacht – aber einen Roboter so geschickt wie einen Menschen zu bewegen, sei noch niemandem gelungen.
Was uns lernende Roboter bringen können
Peters ist überzeugt: Wenn dieser Durchbruch gelingt, sind die Potenziale enorm. Rehabilitationsgeräte könnten perfekt an den Patienten angepasst werden, die Serienproduktion und viele Arbeitsabläufe ließen sich stark automatisieren.
Ein konkretes Beispiel ist die Robotik in der Chirurgie. Schon heute werden Operationen, etwa an der Prostata, von Robotern wie dem Da-Vinci-System durchgeführt, aber von Menschen gesteuert. Wenn Roboter durch Lernen aus Operationsdaten immer geschickter werden und vom Wissen der besten Chirurgen profitieren können, wäre das ein Segen für Patienten auf der ganzen Welt.
„Ich glaube, man kann die Auswirkungen im Moment kaum über-, aber sehr wohl unterschätzen“, sagt Peters.